Heilkräutergarten Celle – ein sinnliches Vergnügen

Rosen verströmen ihren süßlichen Duft, Gräser und Kräuter rascheln im Wind. Ihr etwas herbes Aroma mischt sich mit dem der Rosen. Wasser plätschert und die Vögel zwitschern. Der Heilpflanzengarten in Celle ist eine Oase für die Sinne und besonders jetzt im Sommer ein wahres Dufterlebnis.

Kerrit Riesbeck ist studierte Landschaftsgärtnerin und führt die Gäste regelmäßig durch den rund 7.000 Quadratmeter großen Park. Los geht es am „KräuThaerladen“ an der Wittinger Straße. Ein Weg und eine Treppe aus Natursteinen führt hinunter in das Duftparadies. Im Jahr 2000 zur Expo Hannover entstanden, zeigt der Schaugarten die bekanntesten und am häufigsten verwendeten Heilpflanzen. Themenbeete widmen sich den drei bekanntesten Vertretern der Volks­me­di­zin: Hildegard von Bingen, Sebastian Kneipp und Matthias Leisen. Anhand der Etikettierung erfahren die Besucherinnen und Besucher, in welchen Heilverfahren die jeweiligen Pflanzen eingesetzt werden. Insgesamt werden rund 350 verschiedene Pflanzenarten gezeigt.

In einem Beet wachsen Liebstöckel, Pfefferminz, Aronstab, Baldrian und Johanniskraut, nebenan wuchert die „Königin der Heilpflanzen“. „So vielseitig, wie diese Pflanze ist kein anderes Kraut“, sagt Kerrit Riesbeck und zählt auf: „Man kann die Blätter zu Tee und Smoothie verarbeiten, als Spinat verzehren, in Quiches und Suppe genießen, als Dünger für Pflanzen verwenden und die Wurzel hilft bei Männerleiden mit der Prostata.“ Nur anfassen sollte man sie nicht mit bloßen Händen, die Brennnessel hinterlässt bei Berührung schmerzhafte Reizungen.

Linden spenden nicht nur wohltuenden Schatten, ihre Blüten verströmen ein herrlichen Duft. Unter einigen der Bäume stehen Bänke, die von den Gästen gern und oft genutzt werden. „Hier kann man die Seele baumeln lassen und einfach diesen Ort genießen“, sagt Kerrit Riesbeck.

Nicht nur Heilpflanzen stehen hier dicht an dicht. Auch so manches giftiges Exemplar ist im Heilpflanzengarten zu finden: Mohn, Rizinus, Pfaffenhut, Goldregen – zwar wunderschön, aber ebenso giftig wie Osterzulei. „Schon Paracelsus wusste: Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei“, so Kerrit Riesbeck. So sei es eben auch mit Giftpflanzen. „Rizinus wird in der Naturheilkunde  unter anderem in geringen Dosen gegen Arthritis und Verstopfung angewendet.“

Nicht nur eine wahre Augenweide ist das Rosenbeet. Große, kleine und in allen Rot-, Gelb- und Weißtönen blühende Knospen ziehen die Blicke der Besucherinnen und Besucher auf sich und verströmen einen unwiderstehlichen Duft. Im Kontrast dazu wachsen nebenan die sattgrünen Blätter der Eau-de-Cologne-Minze. Kerrit Riesbeck zupft ein Blatt ab und reibt es zwischen den Fingern. Der ausströmende Duft erinnert eher an ein liebliches Parfum als an ein würziges Kraut.

Doch nicht nur Pflanzen wachsen hier in Hülle und Fülle, auch viele Insekten haben am Fuß der Dammaschwiesen ein Zuhause gefunden. So steht zwischen hohem Gras verborgen ein Insektenhotel und ein Schild weist an einer sandigen Stelle darauf hin, dass dort Wildbienen wohnen. „Die sind selten geworden“, sagt Kerrit Riesbeck. „Sie brauchen sandige Böden, die gibt es in den meisten Gärten nicht mehr.“

Wer möchte, kann sich auch barfuß auf Sinnesreise begeben: In einer Acht sind an einer Stelle im Garten verschiedene Untergründe angeordnet. Steine, Rindenmulch, Glas, Stroh, Sand und mehr laden zum Fühlen und Spüren ein.


Gut zu wissen:

Wer jetzt Lust bekommen hat, kann jederzeit den Heilpflanzengarten in Celle kostenfrei  besuchen. Es gibt aber auch Führungen, und zwar von Mai bis September jeden Sonnabend um 15 Uhr. Treffpunkt ist vor dem „KräuThaerladen“ an der Wittinger Straße 76. Eine Voranmeldung ist nicht nötig.